Das Hochwasser hat erneut gezeigt, dass Flüsse Raum brauchen. Aber was wird aus den Menschen dort? Ein Besuch an der Elbe, wo ein Deich rückverlegt werden soll – nicht zur Freude aller.
Als Meike Kleinwächter den Fluss betritt, schwankt der Boden. Sie mag den Blick hier auf der Holzplattform, dieses Spüren, was eine Aue ausmacht. Auf den Blättern des Waldes am Fluss tanzt das Licht. In der Luft des Herbstmorgens wirkt Meike Kleinwächters kurzes Haar rötlich. Sie steht mitten in dieser Welt, wo das Wasser kommt und geht und einen einzigartigen Raum für Pflanzen und Tiere schafft – eine Aue. Kleinwächter ist Leiterin des BUND-Auenzentrums, angesiedelt im Unesco-Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe. „Wir haben in Deutschland Flüsse und Auen stark verbaut, übernutzt, also extrem verändert“, sagt sie, als ihr ein Vogel ins Wort fällt. „Ich kämpfe dafür, dass Auenlandschaften wieder entstehen und die Gesellschaft ihren Wert anerkennt.“
Auen sind natürliche Überschwemmungsflächen an Flüssen. Wie nötig solche Flächen sind, um die Schäden durch Hochwasser zu begrenzen, haben die jüngsten Überschwemmungen vor allem in Niedersachsen erneut gezeigt: Wenn Flüsse Platz haben, sich auszubreiten, ist der Druck auf die Deiche geringer, die Pegelstände niedriger. Auch für die Natur sind Auen kostbar. Doch laut Bundesamt für Naturschutz hat Deutschland zwei Drittel seiner einstigen Auen verloren; wo Flüsse eingedeicht werden, fehlt der Aue das Wasser. Die nationale Strategie zur biologischen Vielfalt von 2007 sah vor, zehn Prozent der Auen zurückzugewinnen. Bis heute sind es nur 1,5 Prozent.
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